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Cannabis als Medikament auf Rezept vom Arzt: Seit März 2017 ist die medizinische Anwendung von Cannabis in Deutschland möglich.
Bei welchen Beschwerden wird Cannabis angewendet?
Als etablierte Indikationen für cannabisbasierte Medikamente gelten chronische – insbesondere neuropathische – Schmerzen, Clusterkopfschmerz, Spastik und schmerzhafte Muskelverspannungen bei MS, Appetitlosigkeit, Depressionen, ADHS, Restless Legs, Übelkeit und Erbrechen (auch Übelkeit und Erbrechen, welche durch Medikamente wie Opiate und Zytostatika ausgelöst sind). Aber auch bei vielen weiteren entzündlichen Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Neurodermitis, bestimmten Akneformen und manchen psychiatrischen Erkrankungen wird Cannabis gemäß Literatur angewendet.
Cannabispatienten-Befragung mit 55 Patienten unserer Apotheke:
Im November/Dezember 2019 haben 55 unserer Cannabispatienten freundlicherweise an einer annonymen Patientenbefragung teilgenommen. Gefragt wurden unsere Cannabispatienten im Rahmen der Bachelor-Arbeit der Studentin Veronika Hauptenbuchner von der Hochschule Rosenheim unter anderem über die Indikation, Wirkungen, Nebenwirkungen der Cannabistherapie. Außerdem, ob Sie mit der Cannabistherapie zufrieden sind, ob es Ihnen besser geht, ob Sie andere Medikamente absetzten konnten u.v.m.
Zusammenfassung der Ergebnisse:
Unsere Cannabispatienten sind sehr zufrieden mit Ihrer Cannabistherapie.
Wir freuen uns sehr, dass 96 % der Patienten eine Besserung der Beschwerden durch die Cannabistherapie angegeben haben und 98% subjektiv zufrieden und sehr zufrieden mit der Cannabistherapie sind.
Wie wirkt Cannabis?
Cannabis wirkt über die körpereigenen Cannabinoidrezeptoren. Es werden verschiedene Wirkungsmechanismen diskutiert...
Stark vereinfacht lässt sich der Wirkmechanismus so erklären: Die Endocannabinoide/Cannabinoide wie THC modulieren u.a. die Neurotransmitterkonnzentration (z.B. Acetylcholin, Dopamin, Serotonin, Gaba, Noradrenalin) im zentralen und vegetativen Nervensystem, in dem Sie bei einer zu hohen Neurotransmitteraktivität hemmend auf die jeweiligen Neurotransmitter wirken. Im Immunsystem werden den Cannabinoiden entzündungshemmende Eigenschaften durch Hemmung der Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen wie TNF-Alpha und IFN-Gamma nachgesagt. Es gibt noch viele weitere Wirkungen und bekannten Wirkmechanismen in verschiedenen Körperorganen wie der Haut, Muskulatur, Magen-Darm- und Herzkreislaufsystem und den Knochen.
Wann kann ein Patient mit Cannabis behandelt werden? Wann übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten?
Da Cannabis in Anlage III des Betäubungsmittelgesetzes aufgenommen wurde, kann ein Arzt Cannabis für Selbstzahler verschreiben.
Wann die gesetzliche Krankenkasse die Kosten einer Cannabistherapie übernehmen muss, ist im Im SGB V § 31 Absatz 6 niedergeschrieben.
Hier heißt es: Versicherte mit einer schwerwiegenden Erkrankung haben Anspruch auf Versorgung mit Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder Extrakten in standardisierter Qualität und auf Versorgung mit Arzneimitteln mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon, wenn
a, nicht zur Verfügung steht oder
b, im Einzelfall nach der begründeten Einschätzung der behandelnden Vertragsärtzin oder des behandelnden Vertragsarztes unter Abwägung der zu erwartenden Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung des Krankheitszustandes der oder des Versicherten nicht zur Anwendung kommen kann
Das bedeutet, dass ein Arzt z.B. einem Schmerzpatienten Cannabis verordnen kann, wenn bei dem Patienten die medizinisch etablierten Opioidschmerztherapieen nicht oder nicht ausreichend wirken, oder der Patient von der Opioidtherapie so sehr starke und unzumutbare Nebenwirkungen (z.B: Übelkeit und Erbrechen) bekommt und zusätzlich der Arzt glaubt, dass die Cannabistherapie dem Patienten helfen kann.
Die Entscheidung, ob eine Cannabistherapie gerechtfertigt und einen Versuch wert ist, kann nur der behandelnde Arzt treffen. Der Patient muss dann bei seiner gesetzlichen Krankenkasse eine Übernahme der Behandlungskosten beantragen.
Welche Cannabissorten können medizinisch angewendet werden?
Es gibt in Deutschland verschiedene zur medizinischen Therapie zugelassene Sorten. Diese aus Holland und Kanada stammenden Sorten haben standardisierte THC- und CBD-Gehälter. Alle verordnungsfähigen Blüten finden Sie im folgenden Artikel unter Cannabissorten in Deutschland Tabelle 1. Außerdem gibt es verordnungsfähige Cannabiszubereitungen wie z.B. Dronabinol-Lösungen oder Kapseln.
Welche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen können Cannabisarzneimittel haben?
Bei Anwendung in niedrigen medizinischen Dosen können u.a. folgende Nebenwirkungen auftreten: Euphorie, Unruhe, Angst, hoher Puls, Mundtrockenheit, Schwindel, Veringerung des Reaktionsvermögens und Müdigkeit.
Wechselwirkungen von Cannabisarzneimitteln mit anderen Arzneimitteln können in wenigen Fällen auftreten. Bitte fragen Sie hierzu Ihren Apotheker oder Arzt. Eine deutliche Kontraindikation von Cannabis ist neben der Schwangerschaft u.a. das jugendliche und sehr junge Erwachsenenalter. In diesem Alter kann Cannabis nachweislich zu einer Störung der Gehirnentwicklung und auch zu einer erhöhten Ausbildung von Psychoses zu einem späteren Zeitpunkt führen.
Kann medizinisches Cannabis abhgängig machen?
Bei ca. der Hälfte der Anwender von medizinischem Cannabis zeigt sich eine Abhängigkeit, welche aber im Vergleich zur Abhängigkeit anderer Medikamente (z.B: Opiate, Benzodiazepine) schwächer ausgeprägt ist und in den meisten Fällen nach zwei bis drei Wochen Cannabisabstinenz wieder behoben ist.
Wie wird Cannabis eingenommen?
...in Form von Cannabisblüten zur Inhalation oder als Cannabisextrakt zur oralen Einnahme...
Cannabis kann inhalativ mit einem Verdampfer/Vaporisator oder oral in Form eines Cannabisextrakt/Cannabistinktur oder als Tee eingenommen werden. Apotheken können in Deutschland in gut ausgestatteten Apothekenlaboren aus den Cannabisblüten (z.B. Bedrocan, Penelope, Pedanios 20/1) Cannabisextrakte herstellen, welche auf einen bestimmten THC-Gehalt eingestellt sind.
Die Teezubereitung ist für die Patienten etwas schwierig, da es auf Grund der nötigen Decarboyilierung und der schlechten Wasserlöslichkeit des THC/THCa viel Erfahrung benötigt, um täglich reproduzierbare Ergebnisse der Cannabisteezubereitung zu erzielen.
Was wirkt besser? Die Inhalation von Cannabisblüten oder die orale Einnahme als Cannabis-Extrakt?
Die Inhalation hat den großen Vorteil, dass es sehr gut dosierbar ist. Darüber hinaus tritt die Wirkung schon nach weniger als einer Minute ein und hält ca. 2 bis 3 h an. Nachteil ist ein kurzzeitig sehr hoher THC-Wirkstoffspiegel im Blut und die generell nur kurze Wirkungsdauer von ca. 2-3 h. Bei der oralen Einnahme von Cannabis-Extrakt/Tinktur oder Tee dauert es ca. 30 bis 90 min bis die Wirkung eintritt. Dafür ist die Wirkungsdauer bei oraler Einnahme auf Grund von wirsamen aktiven Metaboliten wesentlich länger und liegt je nach Magenfüllung zwischen fünf und neun Stunden. Insgesamt benötigen die meisten Patienten mit der oralen Cannabisextrakteinnahme weniger Cannabisäquivalente als mit der Inhalation für gleiche Wirkungen.
Wie hoch wird Cannabis dosiert?
Generell wird die Dosis langsam nach Rücksprache mit dem behandelnen Arzt bis zur therapeutisch wirksamen Menge gesteigert. Die benötigten Cannabismengen sind je nach Patient und Indikation sehr unterschiedlich. Wichtig zu wissen ist, dass die therapeutisch wirksame Dosis immer deutlich unter der psychoaktiven Dosis liegen muss und in der Regel auch liegt.
Gibt es aktuell -Stand November 2020- wie in der Presse zu lesen ist, bei Cannabis Lieferengpässe in den Apotheken?
Teilweise bei einzelnen Blütensorten. Auf Grund der hohen Nachfrage in Deutschland gibt es tatsächlich teilweise bei einzelnen Cananbisblüten Lieferschwierigkeiten. Bitte erkundigen Sie sich in der Apotheke, welche Blüten und Blütenextrakte lieferbar sind.
Sind aktuell (Stand 26.01.2021) Cannabisblüten und Cannabisextrakte verfügbar?
Ja, es sind einige Cannabisblüten mit verschiedenen Cannabinoidgehältern/ verschiedenen Pflanzengattungen verfügbar.
Sorte |
Gehalt THC* ungefähr in % |
Gehalt CBD* ungefähr in % |
Kultivar |
Pflanzengat-tung* (soweit bekannt) |
Verfügbarkeit * |
Aurora 1/12 |
<1 |
12 |
Cannatonic |
Hybrid |
Ja |
Aurora 20/1 |
20 |
<1 |
Pink Kush |
Indica |
Ja |
Aurora 22/1 |
22 |
<1 |
Dela Haze |
Sativa |
Ja |
Bakerstreet |
21 |
<1 |
n.bekannt |
Indica |
Nein |
Bedica |
12,5 |
<1 |
n. bekannt |
Indica |
Ja |
Bediol |
6,3 |
8 |
n. bekannt |
Sativa |
Ja |
Bedrobinol |
13,5 |
<1 |
n. bekannt |
Sativa |
Ja |
Bedrocan |
22 |
<1 |
n. bekannt |
Hybrid |
Ja |
Bedrolite |
0,4 |
8 |
n. bekannt |
Sativa |
Ja |
Cannamedical Hybrid |
20,0 |
<1 |
headband |
Hybrid |
Ja |
Cannamedical Indica |
19,5 |
<1,0 |
darkstar |
Indica |
Ja |
Cannamedical Sativa |
20,0 |
<1 |
Strawberry ice |
Sativa |
Ja |
Navcora THC22 |
21,6 |
<1 |
Sirius |
Indica |
Ja |
Pedanios 20/1 |
21 |
<1 |
LA Confidential |
Indica |
Ja |
Pedanios 22/1 |
22 |
<1 |
Ghost Train Hace |
Hybrid |
Ja |
Pedanios 18/1 |
18 |
<1 |
Sour Tangie |
Sativa |
Ja |
Pedanios 8/8 |
8 |
8 |
Equiposa |
Hybrid |
Ja |
Red No 2 |
18 |
<1 |
n. bekannt |
Sativa |
Ja |
Red No 4 |
21 |
<1 |
n. bekannt |
Indica |
Ja |
Spectrum blue |
8 |
7 |
n.bekannt |
Hybrid |
Ja |
Tilray THC22 Sativa No.1 |
22 |
<1 |
Headband |
Sativa |
Ja |
Tilray THC25 Spotlight Montevideo |
25 |
< 1 |
Gorilla Glue |
Hybrid |
Nein |
Tilray THC 25 % Hybrid |
24 |
<1 |
n. bekannt |
Hybrid |
Nein |
Tilray THC18 Spotlight Vancouver |
22,3 |
<1 |
Rockstar |
Indica |
Nein |
Tilray THC 21 % hybrid |
22,3 |
<1 |
n. bekannt |
Hybrid |
Nein |
Tilray THC25 Indica No.1 |
23,5 |
<1 |
Master Kush |
Indica |
Nein |
Tilray Indica strong |
20 |
<1 |
Sirius |
Indica |
Ja |
Tilray 9/9 |
9 |
9 |
Warlock CBD |
Hybrid |
Ja |
Zur oralen Einnahme sind aktuell folgende ölige Cannabisextrakte verfügbar:
Cannabisblüten-Sorte |
Gehalt THC |
Gehalt CBD* |
Übliche Menge |
Verfügbarkeit |
Aurora 1/12 Eigene Herstellung |
2,1mg/ml |
50mg/ml |
20ml |
Ja, kleine Mengen bitte vorab Anfragen |
Bedrocan Eigene Herstellung |
20 mg/ml |
<1mg/ml |
20 ml |
Ja |
Pedanios 5/1 |
25mg/ml |
<0,1mg/ml |
20 ml |
Ja |
Pedanios 20/1 Eigene Herstellung |
20 mg/ml |
<1mg/ml |
20 ml |
Ja |
Pedanios 8/8 Eigene Herstellung |
10 mg/ml | 11 mg/ml | 20 ml |
Ja |
Tilray |
5mg/ml |
20mg/ml |
25ml |
Ab Mittwoch 27.1. |
Tilray |
25mg/ml |
<1mg/ml |
25 ml |
Nein, vorr. ab Mitte Februar |
Tilray |
10mg/ml |
10mg/ml |
25 ml |
Ja |
Dronabinol |
25mg/ml |
0 mg/ml |
20 ml |
Ja |
Wir bitten unsere sehr geschätzen Patienten bei der Rezepteinlösung zu beachten:
Alle Cannabisarzneimittel (ganze Blüten, vermahlene Blüten, ölige Extrakte) sind individuelle und zeitaufwendige Apothekenlaborrezepturen. Darum bitten wir höflich, dass Sie Ihre Cannabisrezepte mindestens 24 h vor der Einlösung in der Apotheke per Email/Telefon und möglichst Photoimage des Rezeptes bei uns vorab ankündigen. So können wir Ihre Cannabisrezeptur für Sie gut vorbereiten.
Wenn Sie nicht in unsere Apotheke kommen können, besteht die Möglichkeit der Lieferung/Versand. Bitte erkundigen Sie bei uns nach dem genauen Ablauf.
Was macht die Apotheke mit Cannabisblüten? Wie können die Patienten beraten werden?
Zunächst prüft die Apotheke die Identität im Labor:
Wenn die Cannabis-Blüten in der Apotheke eingetroffen sind, werden sie zunächst auf Identität und Reinheit mittels Dünnschichtchromatographie, naßchemischer Methoden und Mikroskopie gemäß Arzneibuch geprüft. Dies ist sehr wichtig, damit immer sichergestellt werden kann, dass die Patienten nur 100 % reine Cannabisblüten mit dem vorgeschriebenen Gehalt an THC und je nach Blütensorte auch CBD enthalten.
Die Apotheke vermahlt mit einem schonenden Verfahren die Blüten zu einem homogenen Blütengranulat.
Ist die Identität sichergestellt, vermahlt die Apotheke mit einem schonenden standardisierten Mahlverfahren bei niedriger Temperatur die Cannabisblüten zu einem homogenen Granulat, welches anschließend noch gesiebt wird. Die standardisierte Vermahlung zu einem homogenen Granulat ist nötig, damit der Patient die Cannabisblüten mit einem Dosierlöffel volumetrisch immer genau gleich dosieren kann. Es gibt z.B. einen Dosierlöffel, der gestrichen gefüllt bei optimaler Vermahlung immer genau 100 mg Blüten enthält. Alternativ kann der Arzt die Cannabisblüten auch im unzerkleinerten Zustand verordnen und der Patient vermahlt die Blüten vor der Anwendung selber. Die Preise sind für zerkleinerte oder unzerkleinerte Blüten fast identisch.
Darüber hinaus kann die Apotheke auch Cannabisextrakte herstellen. Dies sind rein pflanzliche, natürliche Extrakte. Mit einem Lösungsmittel werden nach vorheriger Decarboxilierung die Cannabinoide und Terpene extrahiert und anschließend der flüssige Extrakt auf einen bestimmten THC-Gehalt (z.B. 10mg/ml oder 20 mg /ml) eingestellt.
Bei Fragen zu Cannabis und generell in allen Arzneimittelfragen beraten wir Sie gerne.
Mit unserer nun schon mehr als dreijährigen intensiven Erfahrung in der Anwendung und Herstellung von Cannabisblüten und Cannabisextrakten helfen wir Ihnen gerne!
Bei allen Fragen zur Anwendung und Wirkung von Cannabisarzneimitteln und zur Rezepteinlösung & Versand von Cannabis rufen Sie uns gerne an (08662 409732) oder senden Sie uns gerne eine Email.
Ihre Apotheker/innen Dr. Jürgen Leikert Adisa Civic, Monika Pertl und Veronika Kurzmann
Quellen:
Deutsche Apotheker Zeitung, 2017, 8, Cannabis in der Apotheke
Deutsche Apotheker Zeitung, 2017, 10, Cannabis als Medizin
Cannabis: Arbeitshilfe in der Apotheke, Häußermann/Grotenhermen, Deutscher Apotheker Verlag 2017, 1. Auflage
Cannabis: Verordnungshilfe für Ärzte, Grotenhermen/Häußermann, Deutscher Apotheker Verlag 2017, 2. Auflage
Deutsches Arztebl 2017; 114(8): Medizinisches Cannabis: Die wichtigsten Änderungen
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